Adressänderung bei Google – Wie ziehe ich eine Domain richtig um?
Google wissen lassen, das und wohin ich mit meiner Webseite / mit meinem Shop umgezogen bin um keinen Traffic zu verlieren
Vor ein paar Wochen hatte ich mit all diesen „Experten“ abgerechnet, die mit einer unglaublichen Masse an „Expertenwissen“ eine nicht minder große Menge an Arbeit (in Form von Kundenprojekten) buchstäblich in die Hose gehen lassen können.
Heute will ich, nach einigen offline Diskussionen zu einzelnen Punkten aus dieser Abrechnung, anhand eines Beispiels aus unserer Praxis zeigen, wie ein Domainumzug richtig gemacht wird. „Richtig“, liebe Experten, meint hier, dass nicht nur nach erfolgtem Relaunch die Kundenwebseite wieder erreichbar ist, sondern dass wirklich alles hinterher besser als vorher funktioniert!
Bei uns sollte jüngst ein Relaunch einer Webseite durchgeführt werden, da der Kunde sein Image anpasste und auch die Webseite im Zuge der Neufindung eine Frischzellenkur erhalten sollte. Gleichzeitig firmierte man sich im Namen auch geringfügig um, so dass tatsächlich ein Wechseln der Domain anzuraten war. Für all die, die sich jetzt fragen warum das so eine große Sache ist, möchte ich den Vergleich mit dem privaten Umzug nehmen:
Wer mitsamt dem eigenen Hab & Gut in eine neue Bleibe umzieht tut gut daran, allen Freunden die neue Adresse mitzuteilen, damit man nicht allein bleibt. Die meisten von uns werden zusätzlich noch zum gelben freundlichen Dienstleistungsunternehmen wandern um am Schalter dafür zu sorgen, dass auch die künftigen Rechnungen den Weg zum eigenen Briefkasten finden. Kurz: man stellt einen Postnachsendeantrag, der gleich zwei Aufgaben erfüllt:
- Er sorgt dafür, dass Paket- und Postdienstleister darüber informiert werden, dass sich meine Anschrift geändert hat.
- Während der Zeit, die alle durch den Nachsendeantrag angeschriebenen Unternehmen brauchen um den Datensatz umzutragen, wird meine Post einfach direkt und automatisch an meine neue Anschrift weitergeschickt – auch, wenn eigentlich die alte Anschrift als Empfänger angegeben war.
Wenn eine Webseite umzieht, wird serverseitig die neue Startseite eingestellt. Das bedeutet, dass die User, die nur die Domain eingeben immer auf der neuen Seite landen werden. Aber diejenigen, die nicht auf die Startseite sondern irgendeine Unterseite direkt ansteuern (bspw. durch klicken eines Links auf einer externen Webseite), werden auf der alten Webseite landen weil innerhalb des Links noch die alte Adresse angegeben ist.
Die einfache Lösung des scheinbar komplizierten Problems: man stellt einen „Digitalen Postnachsendeantrag“ oder genauer: einen „Digitalen Usernachsendeantrag“.
Dieser besteht aus zwei Einheiten:
- Einer permanenten Weiterleitung der alten Ressource auf die Neue
- Eines einfachen Prozesses in den Webmaster Tools von Google um die Suchmaschine direkt darüber zu informieren, dass man umgezogen ist.
Permanente Weiterleitung einrichten
Permanent Redirect (301) mittels .htaccess
Eine dauerhafte und permanente Weiterleitung besitzt den http Statuscode „301“ und wird serverseitig gesetzt. Am einfachsten geschieht dies in einem Eintrag in der .htaccess Datei, die im root der Webseite auf dem Server liegen sollte.
Innerhalb der htaccess muss nun jede einzelne Ressource (also jede einzelne URL) mitsamt der alten und neuen Adresse eingetragen werden – und das geht wie folgt:
Redirect permanent /alt/altes-dokument.html http://www.neueseite.de/neues-dokument.html
Erläuterung:
- „Redirect permanent“ setzt eine dauerhafte Weiterleitung, eben den http Statuscode 301
- Direkt dahinter wird, nur durch ein Leerzeichen getrennt, der Pfad des Dokumentes auf der alten Domain notiert – die Domain wird dabei nur durch ein Slash („/“) angegeben. In unserem Beispiel lautet der (alte) Deeplink daher www.altedomain.de/alt/altes-dokument.html
- Wiederum hinter dieser Anweisung folgt nur durch ein Leerzeichen getrennt die Information der neuen Adresse.
Wird der Server nun durch einen Browser aufgefordert die alte URL auszuliefern, wird die Anfrage direkt und automatisiert an die neue Ressource weitergeleitet.
Wie gesagt, diese Anweisung muss pro Ressource ausgeführt werden (sofern sich die URL und nicht nur die Domain ändert) und kann nicht im Bulk abgearbeitet werden.
Wenn sich wirklich nur die Domain ändert, kann eine einzige Anweisung in die .htaccess notiert werden:
Redirect permanent / http://www.neueseite.de/
Erläuterung:
Diese Anweisung sorgt dafür, dass ausgehend von der angeforderten Ressource die Domain „abgeschnitten“ und gegen „www.neueseite.de“ ausgetauscht wird. Da dies für alle Seiten notiert werden kann (sofern sich nur die Domain ändert), ist dies der effizienteste Weg der Weiterleitung.
Permanent Redirect (§01) mittels PHP
Wenn die weiterzuleitende Datei ein PHP Dokument ist, kann die Weiterleitung auch direkt wie folgt in die PHP Datei geschrieben werden:
Erläuterung:
Im Gegensatz zur Weiterleitung mit .htaccess muss bei dieser Form die alte Ressource nicht angegeben werden, denn auf der alten Ressource ist ja die Weiterleitung (in der dritten Zeile) notiert. Hier ist also nur die Angabe des gewünschten Statuscode wichtig (301 – siehe Zeile 2) und die Adresse der neuen Ressource.
Was ist besser: .htaccess oder PHP Weiterleitung?
Beides ist nicht perfekt, denn bei beiden Formen wird Rechenkapazität verschwendet. Bevor die Weiterleitung quasi proaktiv noch vor dem Aufruf tätig werden kann, muss entweder die .htacess Datei oder das PHP Dokument selbst aufgerufen und verarbeitet werden.
Besser wäre demnach, die Weiterleitung quasi noch vor dem Aufruf tätig werden zu lassen – dazu kommen wir im nächsten Schritt, der Adressänderung über die Google Webmaster Tools.
Ich persönlich würde aber die Version der .htaccess bevorzugen – hier muss dann zwar nach Aufruf jede einzelne URL (nochmal: sofern sich die URL geändert hat) verarbeitet werden, aber diese Methode bietet eine zentrale Möglichkeit, die Weiterleitungen zu verwalten. Bei der PHP gestützten Methode muss jedes PHP Dokument entsprechend verwaltet werden – in der Praxis also ein sehr mühsamer Weg.
Die Adressänderung in den Google Webmaster Tools vornehmen
So, jetzt geht es ans Eingemachte – wie informiere ich Google darüber, dass meine Domain umgezogen ist und ich künftig nur noch unter der neuen Domain auffindbar sein möchte?
Vorweggreifend sei erwähnt, dass noch bevor die Adressänderung bei Google angestossen werden kann, für alle betroffenen URLs ein permanenter Redirect – eine dauerhafte Weiterleitung – eingerichtet werden muss. Wer das noch nicht gemacht hat, kann weiter oben in diesem Dokument lesen wie das geht.
Zuerst richten Sie die neue Webseite voll funktionstüchtig ein und prüfen besser zweimal, ob wirklich alle Dateien, Videos und Bilder zu erreichen sind. Der Googlebot ist ein sensibler kleiner Kerl und mag es gar nicht, wenn er geärgert wird. Danach muss man die neue Domain genau wie die alte auch, im gleichen Google Webmaster Konto verifizieren lassen. Wenn beide Domains im selben Konto bestätigt sind, ist im Menü hinter dem kleinen gräulichen Zahnrad ein Eintrag „Adressänderung“ zu finden.
Der darauf erscheinende Kontext fasst die folgenden vier Schritte zentral zusammen:
Warum eigentlich?
Ganz einfach: Ihre alte Domain wird bestimmte Rankings bei diversen Keywords bei Google haben. Wenn Sie nur die Weiterleitungen einrichten und abwarten was passiert, wird Google zunächst nicht verstehen warum Sie von der alten auf die neue Domain weiterleiten und Sie ggfs. im Ranking negativ nach hinten sortieren. Wenn Sie durch den „digitalen Usernachsendeantrag“ aber domainweit klarstellen, dass es sich um eine Adressänderung handelt, kann die Suchmaschine zentral alle bekannten Ergebnisse der alten Domain schneller gegen die jeweilig weitergeleiteten neuen URLs austauschen. Der Prozess der Umstellung geht also schneller und – anhand unserer Erfahrung – mit weniger (fast gar keinen) Rankingverlusten, die in unserem Beispiel aber auch mit weiteren inhaltlichen Umstellungen der neuen Webseite einhergegangen sind.
Zu guter Letzt: die XML Sitemaps
Ja doch – als guter alter SEO (mittlerweile in jedem Fall „alt“) schwöre ich immer noch auf die Sitemaps, die Google eine Inhaltsangabe über die Tiefe der Dokumente und deren inhaltliche Relevanz untereinander geben. Wer bisher noch keine XML Sitemaps nutzt, sollte das überdenken und schnell einrichten – am Markt erhältlich sind Tausende von kostenlosen Helferlein zur Erstellung, sofern das verwendete CMS / Shopsystem nicht eh out-of-the-box etwas anbietet.
Die XML Sitemap selbst wird dann einfach „irgendwo“ auf den Server hochgeladen und deren URL dann über die Webmaster Tools unter dem Punkt „Crawling“ angegeben.
Weitergehende Fragen
Wie ganz oben im Artikel schon angeklungen, ist der Umzug oder die Adressänderung einer Domain ein Unterfangen, bei welchem enorm viel daneben gehen kann.
Dankenswerterweise hat der Google Webmaster Channel auf YouTube ein tolles Video zu dem Thema veröffentlicht, welches noch eine Reihe weitergehende Fragen aufgreift.